Weil ich letztens nach Zenit- Spielen unter Spalletti gesucht habe bin ich auf einen russischen Youtube Channel namens "Стас Трушников" gestoßen, der regelmäßig ältere russische Spiele hochlädt. Das hat mich dazu veranlasst, eines dieser Spiele zu analysieren, und ich habe mir das EM 2008 Quali Spiel Russland gegen England dazu ausgesucht.
Russlands Aufbau und Englands.. was auch immer
Russland, damals unter Trainer Guus Hiddink, trat in einem 3-1-4-2 im Aufbau auf. Die Beresutzkiy- Brüder flankierten Ignashevich als Innenverteidiger. Über die Zwillinge gingen auch die ersten Pässe nach vor, wobei sie meistens entweder die hohen Flügelverteidiger Shirkov auf links oder Anyukov auf rechts suchten. Von diesen beiden Spielern ging der Pass dann oft wieder in die Mitte, wo sich einer der Achter oder Shemshov den Ball abholte um den Ballvortag weiterzuführen. Von rechts versuchte Arshavin immer wieder in die Mitte zu dribbeln und entweder den Abschluss, oder einen Pass in die Tiefe suchte. Genauso wurden Durchbrüche über Zhirkovs Dribblingstärke gesucht, er war jedoch ZU isoliert und rannte sich oft fest. Überladungen gab es vor allem auf rechts durch die sehr beweglichen Stürmer Arshavin und Kerzhakov, über diese Halbräume konnte man auch noch am ehesten Ansätze von Chancen herausspielen, auch wenn dies durch die stabile Strafraumverteidigung der englischen Brocken sehr schwierig war.
Russlands Aufbau und Englands.. was auch immer
Russland, damals unter Trainer Guus Hiddink, trat in einem 3-1-4-2 im Aufbau auf. Die Beresutzkiy- Brüder flankierten Ignashevich als Innenverteidiger. Über die Zwillinge gingen auch die ersten Pässe nach vor, wobei sie meistens entweder die hohen Flügelverteidiger Shirkov auf links oder Anyukov auf rechts suchten. Von diesen beiden Spielern ging der Pass dann oft wieder in die Mitte, wo sich einer der Achter oder Shemshov den Ball abholte um den Ballvortag weiterzuführen. Von rechts versuchte Arshavin immer wieder in die Mitte zu dribbeln und entweder den Abschluss, oder einen Pass in die Tiefe suchte. Genauso wurden Durchbrüche über Zhirkovs Dribblingstärke gesucht, er war jedoch ZU isoliert und rannte sich oft fest. Überladungen gab es vor allem auf rechts durch die sehr beweglichen Stürmer Arshavin und Kerzhakov, über diese Halbräume konnte man auch noch am ehesten Ansätze von Chancen herausspielen, auch wenn dies durch die stabile Strafraumverteidigung der englischen Brocken sehr schwierig war.
England spielte nämlich mit 4 nominellen Innenverteidigern in der Viererkette, was sich auch im Aufbau widerspiegelte. Mit einer recht flachen, engen Viererkette ist ein Spielaufbau natürlich prinzipiell schwer, jedoch schien man diesen gar nicht praktizieren zu wollen. Die Sechser Barry und Gerrard bekamen kaum einen Ball von den Innenverteidigern, oft wurde der Ball auf die Außenverteidiger gespielt, die den Ball hoch nach vor droschen. Es war jedoch zumindest etwas systematisch, denn man fokussierte die rechte Seite mit dem schnellen Shaun Wright- Philipps, oder spielte auf Zielspieler Rooney, wo Joe Cole das Zentrum stark einrückte und beim Gewinn von zweiten Bällen helfen sollte. Ein langer Ball leitete auch das 1:0 der Engländer ein: Nach einem hohen Pass von Ferdinand wurde der Ball per Kopf von Owen weiterverlängert, Rooney zeigte seine Klasse und knallte den Ball volley ins Kreuzeck. Der Ballbesitz und die Spielkontrolle der Russen bekamen einen Schlag.
Kein Gegenpressing- weder hüben noch drüben
Obwohl Russland den Ball stets gut laufen ließ, praktizierten sie im defensiven Umschaltmoment kein Gegenpressing. Auf der einen Seite war dies nicht nur taktische Vorgabe, es war auch schwer möglich. Die Verbindungen unter den Spielern waren manchmal zu lose, genauso oft fehlte die ausreichende Absicherung im Zentrum hinter dem Ball, sodass eigentlich der Rückzug zwingend war. Im Mittelfeldpressing formierte man sich ebenfalls im 3-5-2 mit pendelnder Viererkette. Zu der Gelegenheit eines geordneten Pressings kam man jedoch selten, da Kombinationen der Engländer nur wenige Pässe dauerten, bis der Ball hoch und diagonal (einfach weil: hoch und diagonal) gespielt wurden. Diese Bälle wussten die Halbverteidiger stets gut zu antizipieren.
Obwohl Russland den Ball stets gut laufen ließ, praktizierten sie im defensiven Umschaltmoment kein Gegenpressing. Auf der einen Seite war dies nicht nur taktische Vorgabe, es war auch schwer möglich. Die Verbindungen unter den Spielern waren manchmal zu lose, genauso oft fehlte die ausreichende Absicherung im Zentrum hinter dem Ball, sodass eigentlich der Rückzug zwingend war. Im Mittelfeldpressing formierte man sich ebenfalls im 3-5-2 mit pendelnder Viererkette. Zu der Gelegenheit eines geordneten Pressings kam man jedoch selten, da Kombinationen der Engländer nur wenige Pässe dauerten, bis der Ball hoch und diagonal (einfach weil: hoch und diagonal) gespielt wurden. Diese Bälle wussten die Halbverteidiger stets gut zu antizipieren.
Über England brauche ich bezüglich Gegenpressing eigentlich nicht wirklich sprechen, und möchte das auch kaum. Der Vollständigkeit halber: ab und an gab es individuelles „Nachsetzen“, von Gegenpressing konnte man nicht sprechen. Prinzipiell spielte man gegen den Ball natürlich das klassische tiefe Mittelfeldpressing im 4-4-2 mit situativen Mannorientierungen, die von den Russen gut genutzt werden, da Arshavin und Kerzhakov immer wieder auswichen und Räume für Kombinationen öffneten.
Anpassungen und Russland dreht das Spiel
In Halbzeit zwei kam Torbinsky für Vasiliy Berezutskiy. Er spielte Rechtsverteidiger, Anyukov rückte auf die Halbverteidigerposition. Torbinskys Rolle war sehr interessant, da er auch ballnah weit einrückte und teilweise sich im Sechserraum wiederfand, um dort spielmachend zu agieren. Also ein kleiner Vorgriff auf Lahm und Rafinha bei den Bayern. Der verbliebene Berezutskiy, der linker Halbverteidiger spielte, rückte nun deutlich mehr auf, oft bis ans Ende des Mittelfelddrittels, um von dort entweder einfache Pässe auf Zhirkov oder in den Zwischenlinienraum zu spielen.
Anpassungen und Russland dreht das Spiel
In Halbzeit zwei kam Torbinsky für Vasiliy Berezutskiy. Er spielte Rechtsverteidiger, Anyukov rückte auf die Halbverteidigerposition. Torbinskys Rolle war sehr interessant, da er auch ballnah weit einrückte und teilweise sich im Sechserraum wiederfand, um dort spielmachend zu agieren. Also ein kleiner Vorgriff auf Lahm und Rafinha bei den Bayern. Der verbliebene Berezutskiy, der linker Halbverteidiger spielte, rückte nun deutlich mehr auf, oft bis ans Ende des Mittelfelddrittels, um von dort entweder einfache Pässe auf Zhirkov oder in den Zwischenlinienraum zu spielen.
Einige Zeit später kam Pavlyuchenko, der mehr Präsenz in den Strafraum bringen sollte, jedoch die Kombinationsstärke der Russen nicht zu sehr negativ beeinflussen. Nur wenige Minuten nach seiner Einwechslung verwertete er einen Elfmeter zum Ausgleich. Drei Minuten später erzielte er in der 73. Minute das 2:1 im Nachschuss nach einer längeren Kombination vor dem englischen Strafraum. Die Engländer waren immer wieder einen Schritt zu spät, ihre Mannorientierungen waren zu lose und man spielte zu reaktiv, worin man langsam war (also im Reagieren auf Russlands Bewegungen). Das 2:1 war die verdiente Führung. In Minute 80 kam Peter Crouch, worauf ich laut lachen musste. Wollte Trainer McClaren JETZT hohe Bälle fokussieren? Ebenso brachte er Lampard für die Mitte und Downing auf die Linksverteidigerposition, der große Probleme mit der ausweichenden Rolle Pavlychenkos hatte und einige Angriffe über seine Seite kommen ließ.
Fazit
Russlands Ballbesitzspiel war sehr sauber, Gegenpressing war jedoch praktisch nicht existent, was durchaus hilfreich beim Erarbeiten von Torchancen gegen die sehr konterfokussierten Engländer hätte sein können. Die Three Lions waren zurecht nicht bei der Euro 2008 dabei. Diese Spielweise hatte keiner vermisst, man schloss als Dritter hinter Kroatien und Russland die damalige Qualifikationsgruppe E ab.
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Fazit
Russlands Ballbesitzspiel war sehr sauber, Gegenpressing war jedoch praktisch nicht existent, was durchaus hilfreich beim Erarbeiten von Torchancen gegen die sehr konterfokussierten Engländer hätte sein können. Die Three Lions waren zurecht nicht bei der Euro 2008 dabei. Diese Spielweise hatte keiner vermisst, man schloss als Dritter hinter Kroatien und Russland die damalige Qualifikationsgruppe E ab.
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